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AutorenbildKirstin

Kreta-Tipp für den Osten: Der uralte Olivenbaum in Kavoúsi und eine Fahrt nach Móchlos

Aktualisiert: 1. Okt.


Glücklichmacher im Osten der Insel


Móchlos: Minimalistische Schönheit in Perfektion


Hinweis:

Dieser Blog enthält Auszüge aus meinem Buch "Zurück nach Kreta - Zwanzig Tage Inselmagie".


Die Sonne hat es schwer heute Morgen. Anders als gestern ist die Sicht deutlich getrübt und hüllt die Insel in ein geheimnisvolles grau‐blaues Licht.

Wir sind gespannt, was Kreta heute mit uns vorhat.

Die Knutschkugel schaukelt mit uns in Richtung Sitía. Vor uns liegen die gewaltigen Berge; zu unserer Linken der tiefblaue ruhige Ozean.

Ein Kreuzfahrtdampfer gleitet über die Oberfläche und sieht von oben wie ein winziges Spielzeugschiff aus.

Hinter dem Strand von Pachiá Ámmos verlangsamen wir unsere Fahrt.

Durch das Zentrum des unverfälschten Ortes führt die Nationalstraße 90/E75.

Der Strand von Pachiá Ámmos (übersetzt: „Dicker Sand“) liegt am Fuße des Thriptí-Gebirges.

An den Wochenenden wird die Badebucht von einheimischen Familien genutzt.

Bei ihnen ist die traditionelle Küche in den Restaurants am Strand sehr beliebt.

Rund um Pachiá Ámmos ist die Landschaft vor allem für Wanderer sehr attraktiv. Geschichtsinteressierte Menschen kommen wegen der historischen Spuren in der Umgebung auf ihre Kosten.                                                        

Der keilförmige finstere Spalt der Cha‐Schlucht zuckt wie ein Blitz durch den riesigen Berg.

Die Felsen erreichen an dieser Stelle eine Höhe von bis zu 400 Metern.

Angesichts dieser majestätischen Giganten komme ich mir ausgesprochen mickrig vor, zumal die Stille an dieser Stelle geradezu fesselnd wirkt.

Da ist nur noch der Wind in meinen Haaren, der verwundete Berg und ein eigenartiges Gefühl der Einheit.

Heeerz‐Momeeent!!!

Auf einer gewöhnungsbedürftigen und staubigen Buckelpiste steuern wir einem ganz besonderen Olivenbaum entgegen.

Archaía Eliá Azoriá – der uralte Olivenbaum bei Kavoúsi.

Auf Kreta gibt es in verschiedenen Regionen sehr alte Olivenbäume, die zum Naturmonument erklärt wurden.

So existiert beispielsweise auch in Áno Voúves ein sehr prächtiges Exemplar.

Welcher dieser Bäume nun wirklich der älteste ist, darüber gibt es verschiedene Meinungen. Sowohl Kavoúsi als auch Àno Vouvés beanspruchen für sich den Titel des ältesten Olivenbaumes.

Östlich von Kavoúsi weist ein provisorisches Hinweisschild den Weg zu einem dieser ältesten Olivenbäume der Welt.

Der imposante Riesenbaum soll über 3000 Jahre alt sein und trägt immer noch Früchte.

Sein Durchmesser liegt bei 4,90 Metern. Der Umfang misst stolze 14,20 Meter.

Es heißt, dass für die Olympischen Spiele 2004 der Siegeskranz der Läufer aus seinen Zweigen geflochten wurden. Das Gleiche wird allerdings auch von dem Olivenbaum in Áno Voúves gesagt.                                                    

Mir persönlich gefällt diese Version: Manche Menschen auf Kreta berichten, dass die männlichen Gewinner des Marathonlaufes ihren Siegeskranz von dem Baum in Áno Voúves erhalten haben sollen.

Die Siegerinnen bekamen den geflochtenen Kranz des Baumes bei Kavoúsi.

In einer feierlichen Zeremonie sollen die Zweige von den Bäumen geschnitten worden sein.

Wie dem auch sei: Ein Besuch beider Exemplare lohnt sich auf jeden Fall - schon, um seine eigene Antwort auf die Frage zu finden, welcher der beiden Bäume nun wirklich der älteste ist :)

P.s.: Wer beide Bäume kennt, wird des Rätsels Lösung finden!

Umgeben von einer niedrigen Mauer aus grauen Natursteinen steht er da wie Methusalem.

Seine ausladende Baumkrone sieht aus wie das Haupt eines riesenhaften Erdgeistes.

In knorrigen wilden Verflechtungen winden sich die glänzenden Stämme umeinander und verschmelzen zu einem gedrungenen Konstrukt aus kretischer Weisheit.

Alles, was sich in seiner Nähe befindet, verblasst neben ihm zu einem unscheinbaren Etwas.

Seine einnehmende, ruhige Aura erfüllt nicht nur die gesamte Umgebung, sondern auch uns.


Der beeindruckende Olivenbaum bei Kavoúsi


Ich berühre die glatten Zweige des grünen Zeitzeugen, der von jeder Seite anders aussieht und werde schon bald sanft und unmerklich in seinen Bann gezogen.

Inselmagie, da ist sie wieder!

„Meine Güte, bist du schön!“, flüstere ich.

Mit gebührendem Respekt umrunde ich das gewaltige Baumwunder.

An jeder Stelle seines warmen, silbrigen Stammes erzählt der Baum eine andere Geschichte.

Es sind die Geschichten unserer Ahnen, die von seinen Oliven genauso gegessen haben wie die Menschen es heute tun.

Es sind Geschichten von Krieg und Frieden, von Liebe und Angst, von Freude und Leid.

Noch heute verströmt er das dezente Aroma, mit dem er die Menschen vor hunderten von Jahren umgeben hat.

Jeder Atemzug kommt mir vor wie eine Verbindung zu unseren Vorfahren.

Und wer weiß, ob er die ungeborene Zukunft nicht vorausahnt?

Kreta meldet sich zu Wort:


"Die Vergangenheit ist Geschichte.

Die Zukunft ist ein Geheimnis.

Und jeder Augenblick ist ein Geschenk."

 

Wir sind noch immer in unserer vorangegangenen Erlebnis-Bubble eingelullt, als uns Kreta während der Weiterfahrt mit neuen Insel‐Attraktionen verblüfft.

Die Aussicht ist atemberaubend!

Links haben wir das dunkelblaue Meer an unserer Seite.

In der Ferne blitzen die weißen Häuser von Agios Nikolaos, während wir die Serpentinen hinauf fahren.

Mehr Meer geht wirklich nicht! Je nach Kurvenlage liegt es entweder rechts, links oder in seiner unendlichen Weite direkt vor uns.


Unser nächstes Ausflugziel ist das kleine romantische Örtchen Móchlos.

Der ehemalige Fischerort Móchlos liegt sehr malerisch und abgeschieden im Nordosten der Insel.

Nicht umsonst heißt es, dass sich kaum jemand „versehentlich“ dorthin verirrt.

Es gibt wenige, aber ausgesprochen gute Tavernen und ein paar Pensionen.

Losgelöst von großen Touristenhochburgen ist das rustikale Móchlos der perfekte Ort für stille, erholsame Ferientage.

Wer mag, kann sein Badelaken in der winzigen Strandbucht ausbreiten, sich auf den Felsplatten niederlassen und dabei die Aussicht auf die steile Bergwand und die bizarre Küstenlinie genießen.

Ungefähr 150 Meter gegenüber von Móchlos liegt eine kleine Insel mit einer minoischen Siedlung. Es ist möglich, sich von dem Bootsmann hinüberfahren zu lassen.

Schon am Parkplatz werde ich von dem entschleunigenden Zauber des freundlichen Örtchens erfasst.

Instinktiv atme ich tief ein.

Es riecht nach salziger Seeluft, nach aufgewärmten Felsen und unverkennbar nach blumigem Insel-Frühling.                                        

Wann immer mich der kräftige Küstenwind berührt, berührt mich auch Kreta.

Die Wellen tanzen mit den glänzenden Felsen.

Ein Möwenpaar schaukelt auf den Wellen. Kreischend fliegt ein weiteres Exemplar über uns hinweg.

Ansonsten herrscht eine fast schon heilige Ruhe.

Heeerz-Momeeent!!!

Der Foto-Monk hat viel zu tun, um die besondere Stimmung in Móchlos einzufangen.

Ein einfacher Tisch steht am Rande der Küste. Ohne dass eine Taverne in unmittelbarer Nähe wäre, laden zwei Stühle dazu ein, sich niederzulassen und aufs Meer zu blicken.  

                         

 Kreta-Tipp für den wunderschönen Osten: Wir lieben das ruhige Móchlos mit seinem überaus authentischen Charme.                           


Als seien sie aus der weißen Mauer hinausgewachsen, ragen unbepflanzte Blumentöpfe aus dunklem Ton in die indigoblaue Einheit aus Himmel und Meer hinein – minimalistische Schönheit in Perfektion.

Sie setzt sich fort in der gemütlichen Gasse. Üppige, magentafarbene Pflanzen klettern an den weißen Häusern entlang und sättigen die Luft mit ihrem süßen Blütenaroma.

Vor einer blauweißen Boutique flattern Seidenschals in Inselfarben im Wind.

In einem blauen Sammelpostkasten verbergen sich höchstwahrscheinlich die Briefkästen der wenigen Familien, die hier leben.                                                       

Hier ist nichts zu viel. Und nichts ist zu wenig.

Alles ist auf eine wunderbar einfache Weise genau richtig.

Auf der kurzen Küstenpromenade begegnen wir weniger als zehn Menschen. Meist sind es die Leute, die in den Tavernen arbeiten, aber auch eine Hand voll Touristen.

Wen immer wir auch sehen: Jeder einzelne dieser Menschen lächelt.

Du weißt schon, es ist dieses echte, ehrliche Lächeln mit den Fältchen in den Augenwinkeln und diesem Strahlen, an dem sich glückliche Leute erkennen lassen.

„Ort der Glücklichen“ schreibe ich in mein Tagebuch, als wir kurze Zeit später in einem Café sitzen und aufs Meer hinausblicken.

Der Mann, der uns vor wenigen Minuten die Getränke gebracht hat, schippert in einem kleinen Motorboot zu der gegenüberliegenden Insel.

Sein dunkler Zopf flattert im Fahrtwind.

Die mitfahrende Dame im geblümten Kleid hält ihren Strohhut fest. Ihr Begleiter hat uns entdeckt und winkt uns mit einer weit ausschweifenden Handbewegung zu.

Auf der Sitzbank neben uns liegt ein Kartenspiel.

Zwei bärtige Männer grübeln über ihrem ausgebleichten Backgammon-Spiel.

Die an die Hauswand angelehnte Gitarre bleibt unbenutzt. Aus einer der Tavernen wabbern Lyraklänge zu uns herüber. 

                           

                             

Eine Zeit lang überlegen wir, wie es wohl wäre, einfach hierzubleiben.

Wir sprechen nicht, wir denken nicht.

Wir sitzen einfach nur da und lächeln, wie die anderen Leute in Móchlos glücklich vor uns hin.

Kreta weiß, warum das so ist:


"Deine Gefühle sind wie Steine, die du in einen See hineinwirfst.

Wirfst du ein gutes Gefühl hinein, wird die Bewegung Wellen schlagen."


„Ich hab zwar keine Ahnung, wie Móchlos das macht“, bricht mein Mann das entspannte Schweigen. „Aber ich fühle mich nach zwei Stunden so erholt wie nach einem dreiwöchigen Urlaub.“

Heeerz-Momeeent!!!


Als wäre das nicht schon genug, landen wir auf dem Rückweg nach Istron durch einen verrückten "Zufall" (gibt es die eigentlich?) in der Panorama Taverna, einem außergewöhnlichen Café-Restaurant mit einer fantastischen Aussicht.

Es gibt herausragend gute, kretische Hausmannskost. Nektarios, der Koch, liebt was er tut. Und so schmecken auch seine Gerichte.

Nach dem Essen lädt er uns dazu ein, ihn in der Küche zu besuchen und er verrät uns Einiges über die Zubereitung.

Als er hört, dass wir einen griechischen Freund in Deutschland haben, der eine Taverne betreibt, ist er so begeistert, dass die beiden Landsmänner kurz darauf miteinander per Videoschaltung telefonieren.

Auch das ist das Kreta, wie wir es lieben.

Efcharistó für diesen wunderschönen Tag voller Herzmomente!


Kreta Tipp: In der Panorama Taverna an der Hauptstraße zwischen Agios Nikolaos und Ístro bekommen wir kretische Hausmannskost und dürfen sogar in die Kochtöpfe schauen.


Aufnahme von der Terrasse der Panorama Taverna



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