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AutorenbildKirstin

Kreta-Tipp für den Nordwesten: Kókkino Chório

Aktualisiert: 10. Okt.


Auf den Spuren von Aléxis Zórbas



Insider-Tipp für Kreta: Ein Ausflug nach Kókkino Chório


Jenseits vom Massentourismus liegt das ursprüngliche Dörfchen Kókkino Chorió.

So bescheiden und verschlafen, wie es da am Fuße des Tagelbergs Draparokéfalas schlummert, sollte man kaum glauben, dass es eine wichtige Rolle in der Filmgeschichte übernommen hat.

Durch keinen geringeren Klassiker als Aléxis Zórbas gelangte Kókkino Chório zu einer (heute fast vergessenen) Berühmtheit.


Kókkino Chorió und Aléxis Zórbas

Der Filmklassiker »Zórbas, der Grieche« aus dem Jahre 1964 mit Anthony Quinn basiert auf den Handlungen des äußerst erfolgreichen Romans »Aléxis Zórbas« von Nikos Kazantzakis.

Nach dem unvergessenen Schriftsteller wurde übrigens auch der Flughafen in Iráklio benannt.

Die meisten Menschen verbinden vermutlich die weltberühmte Tanzszene mit dem »Ohrwurm-Sirtaki« am Fuße des Berges in Stavrós mit dem Klassiker.

Vergessen wird oft, dass noch eine andere, überaus wichtige Filmszene auf Kreta gedreht wurde.

In Kókkino Chório spielte sich in der Nähe der Kirche ein wahrhaftiges Drama ab

Glücklicherweise nur vor der Kamera.

Während wir uns um den besagten Kirchplatz bewegen, habe ich sofort die fiesen Bilder fliegender Steine und einer immer schwächer werdenden jungen Frau im Kopf.

Ich weiß noch, wie schrecklich ich die schonungslose Steinigungs-Szene im Film fand.

Hier, am Puls des Geschehens, schweben die Emotionen dieser Handlungen irgendwie noch in der Luft.

Ohne mich dagegen wehren zu können, erinnere ich mich plötzlich sehr gut an Handlungen des Films und auch daran, dass mit der Dorfgemeinschaft nicht gut Kirschen zu essen war, nachdem die hübsche junge Witwe (gespielt von Irene Papas) eine Nacht mit dem englischen Schriftsteller Basil (gespielt von Alan Bates) verbracht hatte.

Wer weiß, ob nicht der eine oder andere umherliegende Stein in Kókkino Chório ein stummer Statist dieser furchteinflößenden Dreh-Szene gewesen ist?

Mein ganz persönlicher Grusel-Monk ist entsprechend scharf gestellt.

Brrrr...

Könnten die uralten Gemäuer der Kirche sprechen... sie hätten sicherlich noch viel mehr zu erzählen. Geschichten von Schicksalen – guten wie auch schlechten. Geschichten von Strenge, von Schuld und gesellschaftlichen Normen.

Aber auch Erzählungen von Liebe, von Geburt, von Hoffnung, Heilung und Mitgefühl.


Der Rundgang durch Kókkino Chório lässt schaurige Szenen aus dem Filmklassiker "Zórbas, der Grieche" lebendig werden.

»Kókkino Chório« - das bedeutet so viel wie »Rotes Dorf«.

Nach meinem Wissen gibt es unterschiedliche Theorien darüber, wie dieser Name entstanden ist.

Eine Erzählung besagt, dass der Name »Rotes Dorf« oder auch »Rote Erde« auf blutige Auseinandersetzungen während der Aufstände gegen die osmanische Herrschaft zurückgeht.

Während der osmanischen Besatzung gab es auf Kreta zahlreiche Revolten und Kämpfe um die Unabhängigkeit.

Einer dieser Aufstände muss besonders blutig gewesen sein. Daher ist die These, dass das Blut der Kämpfer den Boden rot färbte, weit verbreitet.

Eine andere, weniger dramatische Erklärung ist, dass sich der Name auf die rötliche, sehr eisenhaltige Erde in dieser Region Kretas bezieht.

Ich denke, dass der Name des Dorfes von verschiedenen Faktoren beeinflusst wurde.

Nahe liegend bei einer solch bewegten Geschichte...


Das authentische Kreta ist in Kókkino Chório allgegenwärtig.

Es gibt eine Reihe guter Gründe für einen Ausflug nach Kókkino Chório.

Wer dem verschlafenen Dörfchen einen Besuch abstattet, wird es aller Voraussicht nach nicht so schnell wieder vergessen.

Neben den faszinierenden Spuren der Vergangenheit, besitzt Kókkino Chório einen eigentümlichen ursprünglichen Flair und konnte seinen traditionellen Charakter bewahren.

Es eignet sich hervorragend dazu, Einblicke in das authentische, ursprüngliche Kreta zu bekommen.

In den verwinkelten, engen Gassen bieten sich immer wieder Möglichkeiten, den atemberaubenden Ausblick auf die herrliche Bucht von Soúda und auf die charismatischen »Lefka Ori« (die weißen Berge) zu werfen.

Ein paar Geschäfte und Cafés befinden sich in der Nähe der Hauptkirche.

Auch in Kókkino Chório ist die authentische Gastfreundschaft der Inselbewohner stets zu spüren. Wir sind in der blau-weißen Taverne in unmittelbarer Nähe der besagten Hauptkirche eingekehrt und haben dort nicht nur die weltbeste hausgemachte Zitronenlimonade getrunken, sondern auch eine nette Unterhaltung mit dem Taverneninhaber geführt.

Am Ortseingang gibt es eine Glasbläserei, und es soll sehr originelle Kunstwerke geben. Leider hatte sie am Tag unseres Ausflugs geschlossen. Laut unserem aktuellen Wissensstand (Herbst 2024) soll die Glasbläserei dauerhaft geschlossen sein.

Dennoch gibt es unserer Meinung nach, gute Gründe, um doch noch einmal zurück zu kehren nach Kókkino Chório, dem Dörfchen mit dem vergessenen Ruhm.



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