Ein Meer aus Steinen
Kreta steckt voller beeindruckender Kunstwerke. Hier: Die Steinmonumente in Kefalás
An unserem 5. Urlaubstag schaukelt "Knutschi" mit uns in Richtung Kefalás.
Schon die Fahrt dorthin entpuppt sich als Augenweide.
Spektakuläre Aussichten lassen uns immer wieder anhalten, um die traumhafte Kulisse zu genießen.
Manchmal sieht es so aus, als wolle das tiefblaue Meer am Horizont mit dem Himmel verschmelzen.
Weiße Häuser mit roten Dächern bilden einen wunderschönen Kontrast dazu und sorgen dafür, dass uns immer wieder der Atem stockt...
In Kefalás wollen wir zu den beeindruckenden Steinmonumenten, die wir bisher nur im Vorbeifahren bewundert haben.
Beeindruckend, was Vangelis hier erschaffen hat.
Das Inselglück ist auf unserer Seite, denn wir dürfen den Künstler höchstpersönlich kennenlernen.
Sein Name sei Vangelis, stellt er sich vor. Bescheiden, unaufgeregt und mit leuchtenden Augen erzählt er, wie sein begehbares Kunstobjekt entstanden ist.
Rund 33 Jahre lang hat Vangelis an seinem Kunstwerk gearbeitet.
Fertig sei es noch lange nicht, berichtet der freundliche Mann.
Wir erfahren, dass es zu jeder einzelnen Steinformation nahezu immer einen sehr persönlichen Bezug gibt.
Jedes einzelne Teilchen - und sei es noch so winzig - hat Vangelis eigenhändig in Position gebracht.
Nach und nach ist daraus ein riesiges, farbenfrohes Areal entstanden.
Der Künstler lädt uns dazu ein, uns sein Werk in Ruhe anzusehen. Wenn wir möchten, können wir bei ihm auch etwas zu trinken bekommen.
Das begehbare Kunstwerk steckt voller Überraschungen.
Mit sichtbarer und spürbarer Liebe zum Detail hat der sympathische Mann vielen Jahren seines langen Lebens einen einzigartigen Ausdruck verliehen.
Eine gemütliche Sitzecke im Schatten lädt zum Ausruhen ein. Eine Glückskatze hat es sich auf einem der Tische gemütlich gemacht. Schläfrig blinzelt sie uns an.
Ein Windspiel klimpert sanft bei jedem Windzug und verleiht dem - ohnehin schon sehr außergewöhnlichen und fesselnden Ort - etwas Zauberhaftes.
Hier zu entschleunigen ist nicht schwierig.
Vangelis plaudert aus dem Nähkästchen. Es macht Spaß, dem lebenserfahrenen Menschen zuzuhören.
Eintrittsgeld möchte er nicht von uns haben. Doch am Eingang steht ein Schälchen mit Münzen, in das wir gerne etwas Geld hinterlassen. Es sei für Leute, die Hilfe nötig haben, sagt Vangelis. Er selbst habe alles, was er braucht, um glücklich zu sein. Freude im Herzen und Spaß an dem, was man tut sei ein großes Geschenk, erklärt uns der Künstler.
Dabei strahlen seine Augen so eine Lebensfreude aus, dass überhaupt kein Zweifel an seinen Worten besteht.
Wie Recht er doch hat!
Es erstaunt und fasziniert uns immer wieder, wie schnell Gespräche auf Kreta eine Tiefe erreichen, die mehr als außergewöhnlich ist.
Heeerz‐Momeeent!!!
Der Künstler und seine begehbare Ausstellung
Bestimmt könnten wir viele Stunden durch die Gänge laufen und bei jedem Durchgang etwas Neues entdecken.
Doch dem Ruf der vor uns liegenden weißen Berge folgend, brechen wir auf und durchqueren kurz darauf das urige Dörfchen Vámos.
Vor der gelben Kirche flattert eine griechische Flagge im Wind.
Männer sitzen mit geschnitzten Gehstöcken vor ihren Häusern und mustern uns freundlich. Manchmal heben sie grüßend eine Hand.
Der Gesang der Zikaden ist so laut, dass wir ihn sogar durch die geschlossenen Fensterscheiben der Knutschkugel hören können.
Nach einiger Zeit haben wir unser nächstes Ziel erreicht.
Wir haben gelesen, dass der botanische Garten in der Präfektur Chaniá nach einem verheerenden Brand entstanden sein muss.
Dabei ist - zumindest nach meinem jetzigen Wissen - ein ganzes Dorf niedergebrannt.
Heute bietet die Region vielen Tieren und ungewöhnlichen Pflanzen eine Heimat.
Wie wir erfahren, ist ein Rundgang etwa 2,5 km lang und dauert etwa 2 Stunden.
Weil der Garten terrassenförmig angelegt ist, geht es durchgehend entweder steil bergauf oder aber bergab.
Deshalb empfehle ich Besuchern dringend festes Schuhwerk und unbedingt ausreichend Flüssigkeit mitzunehmen.
In dem modernen Lokal am Eingang ist es möglich, sich mit Proviant zu versorgen.
Der botanische Garten bei Chaniá besticht mit seiner abwechslungsreichen Tier-und Pflanzenvielfalt.
Stellenweise wird es für uns ungeübten Wanderer etwas anstrengend, aber wir werden mit einer duftenden Vielfalt an Pflanzen und Kräutern reichlich belohnt.
Manchmal riecht es so würzig, dass ich mir vorkomme wie in einer riesigen Kräuterapotheke.
Salamander wuseln über den staubigen Boden. Oft sind sie so schnell unterwegs, dass wir sie so gerade eben noch zwischen den Steinen verschwinden sehen können.
An einem idyllischen Teich trifft unsere Reiseschildkröte Zoe auf ihresgleichen.
Doch wir entdecken nicht nur Schildkröten, sondern auch jede Menge Pfauen, Wild, Esel und Gänse.
Alm Ende des Rundganges sind unsere Laufschuhe bedeckt mit rotem Staub, aber wir haben nicht einen einzigen zurückgelegten Meter in der besonderen Umgebung bereut.
Um bei einigen Kaltgetränken neue Energie zu tanken, halten wir an dem Nahe gelegenen Lake of Agia in einem kleinen Lokal an.
Und wieder werden wir von watschelnden Gänsen belagert, die uns mit ihren Knopfaugen und dem ulkigen Gang zum Lachen bringen.
Zum Abendessen fahren wir in das Steindorf Koumos.
Wir hatten es im letzten Jahr schon besichtigt und dort eine Kleinigkeit gegessen. Damals waren wir so angetan von der Qualität der Speisen, dass wir uns für dieses Jahr vorgenommen haben, unbedingt einmal dort zu Abend zu essen.
Koumos ist nicht nur ein beeindruckendes Museum. Man kann auch hervorragend dort essen.
Als wir am Abend zurück "nach Hause" kommen, funkeln helle Sterne am kretischen Nachthimmel.
Die Zikaden sind immer noch aktiv. Und ich weiß, dass ihr Gesang mich nachher in den Schlaf begleiten wird.
Kalinichta, liebe Insel.
Danke für die kleinen und großen Wunder dieses Tages.
Wir freuen uns auf morgen!